Vom physischen Formular zum digitalen Wallet-Nachweis
Ein Konto eröffnen, die Versicherung wechseln oder die Adresse ändern: Heute bedeuten solche Vorgänge oft Formulare, Medienbrüche und Identifikationshürden. Die staatliche E-ID, über die die Schweiz am 28. September 2025 abstimmt, soll genau solche komplizierten Prozesse abschaffen. Mit der E-ID werden verifizierte Nachweise direkt aus einer Wallet geteilt und kryptografisch geprüft. Die Vorteile für Unternehmen: schnelleres Onboarding, weniger Betrug, bessere User Experience und tiefere Bearbeitungskosten.
Aus Fehlern gelernt
Die erste E-ID-Vorlage wurde am 7. März 2021 mit 64,4 % Nein verworfen, vor allem wegen Datenschutzbedenken und der Rolle privater Anbieter. Die neue Vorlage adressiert diese Kritik:
- Souveränität beim Staat: Der Bund stellt die E-ID aus und betreibt die Vertrauensinfrastruktur. Die Nutzung bleibt freiwillig und für Bürger:innen kostenlos. Auch der analoge Weg ist so weiterhin möglich.
- Privacy by Design: Identitätsdaten liegen dezentral in der Wallet der Nutzer:innen. Dank selektiver Offenlegung werden nur die notwendigen Informationen mit dem Unternehmen, welches die E-ID als Identifikationsausweis akzeptiert, geteilt: Das Unternehmen erhält z. B. nur die Bestätigung, dass eine Käuferin über 18 Jahre alt ist, aber nicht das vollständige Geburtsdatum. Eine zentrale Datensammelstelle für Personendaten entsteht nicht.
- Offene Standards, anschlussfähig an cIAM: Die Technologie basiert auf Self-Sovereign Identity (SSI) und Verifiable Credentials. Sie fügt sich in bestehende Journeys und Protokolle (z. B. OIDC) ein.
- Mehr als nur E-ID: Das Gesetz schafft auch die Grundlage für weitere elektronische Nachweise (z. B. Wohnsitzbestätigung, Mitgliederausweis) über die staatliche Infrastruktur.
- Europäischer Rückenwind: Mit eIDAS 2.0 und der Einführung der EUDI-Wallet steigen Interoperabilität und Erwartungshaltung. Kunden erwarten zunehmend Wallet-basierte Nachweise.
E-ID Use Cases: Weniger Medienbrüche, mehr Kundenerlebnis
Banking & Insurance: Onboarding in Sekunden
Onboarding ohne Medienbrüche ist heute kaum möglich: Formulare ausdrucken, physisch unterschreiben und wieder einscannen – und erst dann kommen manuelle Prüfungen, Video-Ident und Briefversände ins Spiel. Unternehmen verlieren durch komplizierte und mehrstufige Onboarding-Prozesse Kunden und Umsatz. Gerechnet wird mit Kosten von durchschnittlich CHF 50 pro Onboarding-Case.
Mit der E-ID auf Basis von Self-Sovereign Identities (SSI) teilen Kundinnen und Kunden signierte Attribute (z. B. Name, Geburtsdatum, Wohnsitz, Angestelltenverhältnis, Einkommen) direkt aus der Wallet, und das Institut prüft die Signaturen kryptografisch ohne zusätzliche manuelle Nacharbeit.
Die Durchlaufzeit sinkt so von Tagen auf Sekunden, Abbrüche nehmen messbar ab, und Konto- bzw. Policenabschlüsse sind rund um die Uhr möglich.
Konto-Lifecycle: Self-Service statt Callcenter
Passwort-Resets, Re-Enrollment oder Stammdatenänderungen laufen heute häufig über Briefversand, Callcenter-Legitimation oder Video-Ident. Sie sind damit teuer, langsam und fehleranfällig.
Mit der E-ID legitimieren sich Kund:innen per Wallet-Nachweis. Das System prüft die Signatur und führt den Vorgang risikobasiert aus, z. B. bei Adress- oder Namensänderungen sowie Geräte-Wechseln.
Dadurch steigt die Kundenzufriedenheit, Account-Missbrauch nimmt deutlich ab, und die Support-Abteilung wird entlastet.
Gen-Z ready: Mobile-first-Journeys
Jüngere Zielgruppen sind häufig ohne physisches Portemonnaie und physische Ausweise unterwegs. Das Smartphone reicht für das Bezahlen oder Bahnfahren völlig aus. Diese Erwartungshaltung überträgt sich auch auf andere Lebensbereiche. Sie erwarten Self-Service und Onboarding auf dem Smartphone: sofort, selbstbestimmt und ohne Papier.
Mit der E-ID liegt der geprüfte Nachweis in der Wallet. In der Filiale oder auch online wird er per Tap auf dem Smartphone vorgezeigt. Bargeldbezüge, Adress- oder Gerätewechsel und verschiedene andere Dienste funktionieren so ohne physische ID.
Damit steigt die Abschlussquote, die «Time-to-Yes» sinkt massiv und Supportkontakte gehen zurück.
Auf einen Blick: Die Vorteile für Unternehmen
- Kosten runter: Weniger manuelle Prüfungen, weniger Identifikations-Sessions, weniger Rückfragen. Von ca. CHF 50 pro Onboarding-Case auf ein paar Rappen je Verifikation.
- Conversion rauf: Weniger Medienbrüche, weniger Formularfehler und schnellere Entscheidungen.
- Weniger Fraud: Signierte, prüfbare Nachweise reduzieren Fake-Identitäten und Social Engineering.
- Compliance & Datenschutz: Datenminimierung und selektive Offenlegung sind standardmässig eingebaut.
- Time-to-Yes: Konto, Police oder Vertrag in Minuten statt Tagen.
Die Technologie hinter der E-ID
Die E-ID basiert auf Self-Sovereign Identity mit Verifiable Credentials in einer Wallet, selektive Offenlegung und kryptografisch signierte Nachweise. Airlock verbindet diese SSI-Nachweise mit Ihren bestehenden Anmelde- und Kundenprozessen über etablierte Protokolle wie OpenID Connect, OAuth und SAML und setzt Policies konsistent entlang der Journey durch. Als vorgelagerte Schutz- und Steuerschicht setzt Airlock durch, dass nur geprüfte Attribute an Ihre Applikationen gelangen. Wo nötig, ergänzt Airlock 2FA den Flow nahtlos.
Bereit für die E-ID? Machen Sie den Readiness-Check
Unser E-ID-Readiness-Check kombiniert einen strukturierten Ideation-Workshop mit einer technischen Kurzprüfung durch unsere Security-Experten. So erhalten Sie schnell Klarheit über Use Cases und Entscheidungsgrundlagen für die Implementierung. Sie bekommen einen Kurzbericht mit:
- Einschätzung von Chancen und Risiken
- Priorisierte Use Cases für Ihre cIAM- und Authentifizierungs-Journeys
- Umsetzbare Pilot-Flows (inkl. Risikobetrachtung)